Connemara-Pony Rasseportrait

Dieser alte Spruch aus Connemara-Kreisen beschreibt die vielseitigen irischen Alleskönner absolut treffend:

 

Wer bislang glaubte, daß man sich entweder für ein robustes umgängliches Pony oder für ein schickes und leistungsstarkes Sportpferd entscheiden muß und das eine das andere ausschließt, hat offensichtlich noch kein Connemara kennengelernt.

Nach dem Motto: Geht nicht - gibt's nicht, vereinbart das Connemara die Vorzüge eines unkomplizierten Ponies mit der Rittigkeit eines Großpferdes - und das nicht nur für Kinder.

Das Connemara erinnert etwas an einen zu klein geratenen Andalusier. Dass das nicht so ganz aus der Welt ist, zeigt ein Blick in die Geschichte.

 

Geschichte

Bereits vor der Domestikation durch den Menschen soll es nach den Zoologen Speed/Skorkowski/Ebhardt vier deutlich ausgeprägte Pferdetypen gegeben haben. Wir sprechen hier von einer Zeit, die rund 10.000 Jahre zurückliegt.


Im Norden Europas und Eurasiens waren zwei unterschiedlich große primitive Ponyrassen beheimatet,  die unempfindlich gegen Kälte und vom Temperament her eher ruhiger waren.
                                                                

Im Süden, genauer gesagt in Zentralasien und Südwestasien entwickelten sich zwei eher unterschiedliche, leichtere Steppenpferdetypen: Das Ramskopfpferd und der Vorläufer des arabischen Pferdes. Beide Rassen waren als Steppenbewohner schnell, ausdauernd und entsprechend temperamentvoll.


Das Connemara-Pony entstand aus den auf den Britischen Inseln und Irland beheimateten Primitivpony-Typen, die man den ersten beiden Gruppen zuordnen kann. Diese vermischten sich aber bereits sehr früh mit den eigentlich im Süden beheimateten Ramskopfpferden.

Während die spanischen Pferde im übrigen Europa, einer Mode folgend, erst im Mittelalter importiert wurden, hielten sie in Irland nämlich bereits vor ca. 6.000  Jahren Einzug. Wie das? Nun, hier hatte sehr schnell der Mensch seine Finger im Spiel, der um vermutlich 4.000 v. Chr. erstmalig die Pferde als Haustiere entdeckte. Waren sie zunächst nur lebende Fleischreserven, so wurden sie sehr bald, vermutlich erstmalig auf der iberischen Halbinsel, auch als Reitpferde genutzt. 

 

Die Iberer
Einem Stamm kriegerischer Nomaden, den sogenannten Hamiten, die später Iberer genannt wurden, weil sie sich in Spanien niederließen, gebührt wohl die Ehre, das Pferd als Reittier entdeckt zu haben. Mit Hilfe der Pferde hatten sie es nämlich leichter, die langhörnigen Rinder, die sie sich als Haustiere hielten, auf ihren ausgedehnten Völkerwanderungen in Schach zu halten. Diese Wanderungen führten die Hamiten um ca. 3.000 v. Chr. nicht nur nach Spanien, Frankreich und Ägypten, sondern auch auf die britische Insel - zusammen mit ihren iberischen Ramskopfpferden. Im Zuge dieser Wanderungen der Hamiten sollen, so der deutsche Hippologe Michael Schäfer, die iberischen Pferde erstmalig nach Irland gelangt sein und dort einen ersten Einfluß auf die einheimischen Urponys genommen haben.

 

Michael Schäfer hat übrigens eine ganz besondere Beziehung zum spanischen Pferd. Er erhält nämlich mit  seiner Sorraia-Pferdeherde den Urahn des iberischen Pferdes, der von einigen Hippologen auch als  "Primitivandalusier" bezeichnet wird.


Der nächste Schuß "südländisches Blut" kam mit den Handelsschiffen der Phönizier nach Irland. Zu einem regen Handelsaustausch mit Pferdelieferungen aus Spanien kam es dann schließlich, als der keltische Stamm der Briganter sich in zwei Unterstämme spaltete. 

 

Während der keltischen Völkerwanderung, die um 900 bis 700 v. Chr. stattfand, blieb der eine Unterstamm im Norden und siedelte sich in England und Westirland, der Heimat der Connemaras an, während der andere Stamm nach Süden wanderte und sich in Asturien und Galizien niederließ.


Da die beiden Unterstämme selbstverständlich in Kontakt  blieben und auch Handel  untereinander trieben, entstand auch ein reger Pferdehandel, der immer wieder iberische Pferde nach Irland brachte.

 

Dies führte laut Michael Schäfer dazu, daß in Irland schon vor rund 3.000 Jahren eine Ponyrasse entstand, die sich ganz wesentlich von den übrigen Ponyschlägen Englands und sogar ganz Nordeuropas unterschied. Diese Ponys hatten damals, im Gegensatz zu den anderen Primitiv-Ponyrassen bereits das, was Connemara-Züchter heute noch als das "fromme Feuer" ihrer Pferde bezeichnen.


Für die Kelten war das Pferd der Mittelpunkt ihres Lebens. Es wird berichtet, daß sie begnadete Pferdekenner und -züchter waren und Pferde in ihrer Religion kultisch verehrten.

 

Die keltische Fruchtbarkeitsgöttin Epona wird immer zusammen mit Pferden, oftmals Stute und Fohlen, reitend dargestellt. Einen Eindruck vom Aussehen der keltischen Pferde erhält man, wenn man sich das heutige Exmoor-Pony  ansieht, das angeblich ein direkter Nachfahre der  Keltenponies sein soll.  Die naturverbundene Religion und Kultur der Kelten und somit auch die Verehrung der Pferde hielt sich trotz Römerzeit und Christianisierung in Irland noch sehr lange. Selbst dem Erzengel Gabriel wurde in Irland ein Pferd verpaßt. Es hieß Brian und war von seinen Eigenschaften her bereits ein echtes Connemara: "schnell wie die Schwalbe im Frühling, schnell wie der Märzwind, so schnell wie ein Blitzstrahl und fast so schnell wie der Tod".

 

Die aus Spanien nach Irland importierten Pferde wiesen bereits damals eine Eigenschaft auf, die die heutigen Sorraia-Pferde sowie die nordspanische Rasse der Asturcones immer noch zeigt: Sie konnten Paß und Tölt gehen. Bereits damals waren die spanischen Pferde aufgrund dieser Eigenschaften sehr begehrt und wurden von den Römern, Griechen und Galliern gleichermaßen geschätzt. In den heutigen Connemaras hat sich diese  Fähigkeit aber nicht erhalten.

 

In Irland entwickelten sich aus diesen spanischen Gangpferden, später auch Genetten genannt, die ebenfalls paß- und töltgehende, heimische irische Pferderasse: Der Hobby. Das Hobbypferd wurde zu einem sehr beliebten Reitpferd, da es nicht nur bequem, sondern auch ganz besonders schnell war. Aufgrund seiner erschütterungsfreien Gänge wurde es verständlicherweise das bevorzugte Reitpferd der Bogenschützen und Schildknappen: Man konnte auf einem töltenden Pferd einfach besser zielen.

 

Die Hobby-Pferde wurden sehr schnell beliebt und waren über Jahrhunderte auch über die Landesgrenzen hinaus begehrt. So brachten es einige Hobby-Pferde später sogar zusammen mit ihren auswandernden Besitzern bis über den großen Teich nach Amerika. Hier wurden sie zu einer der Gründungsrassen der amerikanischen Gangpferderasse des American Saddlebred Horse. Auch in der Geschichte der Connemara-Ponys spielt das Hobbypferd eine wichtige Rolle. So wird es von Martin Haller in seinem Buch "Ponys aus Irland - Die Connemaras" sogar als der "irische Vater" der Connemara-Ponys bezeichnet. Ein berühmtes Hobbypferd zeigte damals bereits die bei den heutigen Connemaras verbreitete Schimmelfarbe. Es war dies das Pferd des Iren Arthur  McMorough, König von Leinster/Irland, das als kleiner Schimmel den riesigen normännischen Streitrössern im Kampf gegenüberstand und als so edel und schnell beschrieben wurde, daß es bergrunter im Galopp sogar mit  einem Hirsch mithalten konnte. Teuer war es außerdem,  denn es hat seinen Besitzer angeblich 400 Kühe - also ein stattliches Vermögen gekostet. 

 

Der Import südländischer Pferde nach Irland hielt vermutlich auch während der Römerzeit weiter an.  Allerdings weiß man vom Beginn unserer Zeitrechnung an bis hinein ins erste Jahrtausend n.Chr. recht wenig über  die Pferdezucht in Irland. Lediglich angenommen wird, daß zu Zeiten der Römer, die in England den Hadrianswall errichteten, auch friesische Söldner mit ihren Pferden  dort stationiert waren und somit auch der Friese einen -  geringen - Einfluß auf zumindest die britischen Pferde genommen hat.

 

Dieser friesische Einfluß soll sich nach Aussagen des Hippologen Jasper Nissen auch in den irischen Connemaras  niedergeschlagen haben, obwohl die Römer selbst Irland nie erreichten.  Seine These des Friesenblutes in Connemara-Adern begründet er mit den hin und wieder auftretenden dunkleren und derberen Connemara-Ponys. Daß das Connemara-Pony aufgrund späterer vielfältiger Einkreuzungen keine homogene Rasse ist, werden wir später noch sehen.

 

Zunächst allerdings sollte dem "kleinen Andalusier" auch noch während des Mittelalters reichlich spanisches Blut  zufließen, denn die Handelsbeziehungen zwischen Spanien und Irland waren auch während dieser Zeit stetig und rege. Tausche irische Wolle gegen spanische Pferde" hätte damals das Motto sein können. Aber neben Wolle wurden auch Leder und Butter von der grünen Insel in den Süden exportiert. Im Gegenzug erhielt die Insel ein bißchen südliches Flair mit dem Import von Wein, Gewürzen und natürlich - spanischen Pferden. Die beiden irischen Häfen Galway und Limerick waren die  Anlaufpunkte der Schiffe, die aus dem Süden kamen, und Galway - die heimliche Hauptstadt des irischen Westens - hat sich bis heute ein quirliges, buntes, südländisches  Ambiente bewahrt. Vorwiegend den reichen mittelalterlichen Handelsherren, die die in ganz Europa begehrten spanischen Genetten erwarben, war der weiterhin  große iberische Einfluß auf die Connemaras zu verdanken. 

 

Obwohl mit der fortschreitenden Christianisierung die zentrale Stellung des Pferdes in der Kultur Irlands abnahm, ist es auch dem Christentum zu verdanken, daß spanische Pferde ihren Weg nach Irland fanden. Denn in Nordspanien, genauer gesagt Galizien, lag und liegt einer der bekanntesten Wallfahrtsorte Europas: Santiago de Compostela. Hier wird der Schrein des heiligen Jakobus in einer Bergkapelle aufbewahrt.

Im Mittelalter waren die letzten rund 60 Kilometer des Pilgerweges so unwegsam, daß jeder Pilger, der es sich leisten konnte, gern auf ein Pferd zurückgriff, um diese Strecke zu bewältigen. Von der Bequemlichkeit und Leichtfüßigkeit der spanischen Pferde angetan, haben sich einige reiche Pilger sicherlich den Luxus gegönnt, ein solches Pferd in ihre Heimat - vielleicht Irland -
mitzunehmen.
                            

Der ewige Kampf
Mit diesem ewigen Kampf ist die Einmischung Englands indie Belange Irlands gemeint. Daß dieser ständige Krieg  auch in diesem Rasseportrait Erwähnung findet, liegt einfach daran, daß es ihm zuzuschreiben ist, daß die  Pferdezucht Irlands - und so auch die der Connemara-Ponys - teilweise völlig am Boden lag. Bereits um 1170 fühlte sich der englische König Heinrich II. berufen, in die irische Kirchenreform einzugreifen. Im Jahr 1534 war es dann soweit, daß Irland von England unterworfen wurde und sich ein englischer König, nämlich Heinrich VIII., auch als König von Irland ausrufen ließ. Von nun an war Irland in einen kräftezehrenden Dauerkrieg  verwickelt, der sich in Aufständen gegen die englische Krone in den Jahren 1559, 1568-1583, 1594-1603 als quasi  pemanenter Kriegszustand widerspiegelt. Während um 1570 die irischen Hobby-Pferde, die Vorfahren der Connemaras, noch sehr verbreitet waren und man ihnen nachsagte, daß die irische Bevölkerung gerade in "Zeiten der Not großen Frieden und Sicherheit" in ihrer Pferdezucht fand, sah es rund 60 Jahre später bereits  ganz anders aus. In einem Schriftverkehr an den Grafen Dorchester v. 9. Mai 1630 wird der rapide Rückgang der Pferdezucht folgendermaßen dargestellt: "In diesem Land gibt es nichts mehr, daß man seiner Lordschaft zum Geschenk machen könnte. Besonders die hübschen Hobbys, die es einst hier gab, sind fast gänzlich verschwunden." Zum Geschenk machten sich die englischen Besatzer in   Irland damals vor allem eines - nämlich Land. Sie setzten sich als Pachtherrn ein und  verpachteten kleine Landparzellen zu horrenden Preisen an die eigentlichen  Eigentümer, nämlich die gälische Urbevölkerung.

 

Natürlich hatte in diesen Zeiten niemand von der irischen Bevölkerung mehr Zeit und Geld, um einen Gedanken an die Pferdezucht zu verwenden. Lediglich im äußersten Westen Irlands, - quasi am Rande der Welt - in der zum Königreich ausgerufenen Grafschaft Connaught konnte die
gälische Urbevölkerung unbeschadet überleben - und mit ihr das Connemara-Pony.

 

Hier, in der heutigen Grafschaft Galway in Connemara gelegen, konnte das Connemara-Pony in einer Art Nische  ohne große Einflußnahme und vom Menschen isoliert weiterexistieren. Zwar gab es auch hier Pachtherren, die ihrerseits Zuchthengste hielten und diese auch den einheimischen Pächtern zur Verfügung stellten, jedoch war der Einfluß dieser Hengste, die vermutlich Berber oder Araber waren, sehr gering. Die wildlebenden Connemara-Stuten wurden nämlich überwiegend von den ebenfalls wildlebenden Hengsten ihrer eigenen Rasse gedeckt.  

 

Der Einfluß der ständigen iberischen Einkreuzungen auf die Connemaras war im 16. Jahrhundert bereits so deutlich, daß sich ein Professor dazu hinreißen ließ, einen weitverbreiteten Irrtum in die Welt zu setzen, indem er behauptete, daß die in der Connemara lebenden Ponys reine Spanier wären, die den Untergang der spanischen Armada überlebt hätten, hier gestrandet seien und sich in Reinzucht vermehrt hätten. 

 

Diese Theorie, die sich hartnäckig hielt, entbehrt aber jeglicher wahrer Grundlage, denn die spanische Armada kam bereits südlich der Shetland-Inseln in arge Bedrängnis. Das Trinkwasser an Bord der spanischen Schiffe wurde drastisch rationiert - bis auf einen halben Liter pro Besatzungsmitglied. Für die mitgebrachten Tiere blieb überhaupt nichts mehr übrig. In einer derart verzweifelten Lage, entledigten sich die Spanier ihrer Tiere, indem sie sie an einem denkwürdigen 14. August 1588 einfach über Bord warfen - aber nicht vor der Küste Irlands, sondern vor Schottland und auch nicht im Atlantik, sondern in der Nordsee. Selbst das kräftigste Tier hat wohl kaum eine Chance gehabt, die Küste zu erreichen und schon gar nicht die Küste Irlands.    

 

Wildzucht
Nun wird es wieder still um die Ponies der Connemara. Es ist lediglich bekannt, daß sie halbwild in dem Distrikt Connemara der Provinz Galway lebten, damals bereits ein Stockmaß von 122 bis 142 cm hatten und in dem seenreichen, aber kargen Gebiet zwischen den rauhen Kalksteinfelsen herumgaloppierten. Sie vermehrten sich frei und lebten vom Menschen größtenteils unbehelligt, bis auf die Tiere, die zum Arbeitseinsatz herangezogen wurden.


Wollte man ein solches wildes Pony fangen, üblicherweise ein drei- bis vierjähriges Tier, so trieb man es in die Sümpfe, halfterte es auf und los ging's. Vor allem die heimischen Bauern nutzten die trittsicheren Pferde, die sich den Paß- und Töltgang ihrer spanischen Vorfahren sowie deren Falbfarbe erhalten hatten. Aufgrund dieser Farbe wurden die Connemara-Ponys auch als gutes, altes "yellow pony" bezeichnet. Eingefangen und mit einem Korbsattel ausgerüstet, halfen die Connemara-Ponys, Torfplatten aus dem Moor zu tragen, die als Dacheindeckung für die Bauernhäuser verwendet wurden. Nicht selten saß hinter der ohnehin schon schweren Torflast auch noch ein Reiter auf dem Pferdchen. 

 

Daß das Connemara-Pony bereits damals eine leistungsfähige und charakterlich einwandfreie Rasse war, beweist der unkomplizierte Umgang mit den Ponies. Zumeist waren es Frauen, Kinder und alte Leute, die mit den Tieren arbeiteten. Dabei benutzten sie keine Zügel, sondern lenkten die Ponies, auch als Reiter, nur mit einem kleinen Stöckchen.
                                                                       
Zur damaligen Zeit - um 1890 - hießen die Connemaras noch nach der gleichnamigen irischen Halbinsel Achill-Ponys. Lediglich dem Umstand, daß sich bei der späteren Stutbuchaufnahme die Registrierung der Ponies ausschließlich auf das Gebiet der Connemara beschränkte, ist es zuzuschreiben, daß die irischen Ponies heute Connemara-Pony und nicht Achill-Pony heißen.

 

Rettung - aber nicht für die Ponys
Nachdem es der Landbevölkerung in den westirischen Provinzen lange Zeit und vor allem in der Hungersnot zwischen 1845-1848 sehr schlecht gegangen war, sollte nun der englische Minister Balfour dafür sorgen, daß es langsam wieder bergauf ging. Für die Connemara-Ponys allerdings waren die eingeleiteten Regierungsmaßnahmen eher schädlich und hätten dem yellow pony fast das Leben gekostet. 

 

Mit der Einrichtung der CDB - der sogenannten Congested Districts Board in den Jahren 1891 - 1923 wollte Minister Balfour dafür sorgen, daß die Landbevölkerung wirtschaftlich wieder auf die Beine kam. Die Veredelung der heimischen, durch die Not der Bevölkerung stark vernachlässigten Ponies, stellte einen Teil des Regierungsplanes dar. Bislang waren die Farmer dazu gezwungen gewesen, ihre halbwilden Ponies billigst zu verkaufen. Bereits im Alter von sechs Monaten wurden die Jungpferde zu Herden zusammengetrieben und für Schleuderpreise von teilweise nur 30 Schilling pro Pony verkauft. Viele Ponies mußten so bereits im jugendlichen Alter einen Gang antreten, der ihr letzter sein würde - nämlich den Gang in die englischen Bergwerke als Grubenponies. Hier beendeten sie sehr schnell ihr kurzes Leben unter Tage.

 

Die Pläne der CDB nun sahen eine Förderung der Ponyzucht vor und zwar in der Form, daß das auf der Grundlage des einheimischen Pony mittels gezielter Einkreuzung fremder Pferderassen in zwei Richtungen gezüchtet werden sollte. Auf der einen Seite wurde ein leichtes, aktives Kutschpferd mit viel Trabaktion gewünscht und der zweite zu züchtende Ponytyp sollte ein flottes Polopony, das auch der Kavallerie dienen könnte, werden. Für das einheimische Connemara-Pony war hier kein Platz mehr. Aus ihm sollten sich lediglich die Stuten rekrutieren. 

 

Anerkannte Pferde-Experten, die aber leider keine Ahnung von Connemara-Ponys hatten, wurden zu Rate gezogen. Sie bescheinigten den Connemaras dann auch sofort ein Darrniederliegen der Zucht und die Unmöglichkeit der Rekonstruktion einer funktionierenden Rasse aus sich selbst heraus. Ergo mußte Fremdblut her.

 

Kreuzungswahn
Nach langer Diskussion entschieden die vier Experten sich gegen den Einsatz von Vollbluthengsten - zum Glück für die Connemaras! Aber, da einer der Pferde-Experten der Geschichte größte Hackney-Züchter Englands war, wurden selbstverständlich Hengste der Rasse - dreimal dürfen Sie raten - Hackney zur "Veredelung" der Connemara-Stuten eingeetzt. 

 

Als weiterhin einzukreuzende Rassen wurde Berber, Welsh Cobs und Halblüter bestimmt. Mit 60.000 Pfund ausgerüstet, errichtete die CDB erst einmal eine Hengststation im County Dublin mit dem klingenden Namen Chantilly. Hierher wurden die Veredlerhengste nach der Decksaison in die Grafschaften gebracht, um nach Martin Hallers Aussage "wieder aufgepäppelt" zu werden. Sie standen den einheimischen Ponys offensichtlich doch, was die Härte und Genügsamkeit betraf, einiges nach.

 

Aus jetziger Sicht war die "Veredler-Aktion" der CDB für die Connemara-Zucht vorwiegend schlecht. Die Hackneys beispielsweise paßten überhaupt nicht zu den einheimischen Connemaras und wurden auch von der Landbevölkerung sehr ungern angenommen. Ein Hackney mit seiner spektakulären Trabaktion war ausgezeichnet für die flachen, guten Straßen in Mittelengland geeignet, aber für das noch bis ins 20. Jahrhundert hin unzugängliche Gebiet der Connemara völlig fehl am Platze.


Nachkommen aus der Kreuzung Connemara x Hackney wurden - vermutlich zurecht - nachgesagt, daß sie als Fohlen "klein, plump und mit zu steilen Fesseln" sowie als erwachsene Pferde arbeitsscheu und nicht zugfest wären. Ihr schlimmsten Manko aber war charakterlicher Art. Sie regten sich bei der Arbeit dermaßen auf, daß sie weder Ausdauer beweisen konnten, noch angenehm im Umgang waren.

Die Ära der Hackney-Einkreuzung endete dann auch sehr schnell im Jahr 1903, als das lokale Department of  Agriculture die Oberaufsicht über die Pferdezucht übernahm.  Die zweite eingekreuzte Rasse, die Welsh Cobs, waren schon eher dazu angetan, die Connemara-Zucht positiv zu beeinflußen, denn auch in ihren Adern floß das beiden Rassen eigene spanische Blut. So entstand aus einer mit Welsh-Cob-Blut eingekreuzten Linie ein Gründerhengst der  Connemara-Rasse, der Schimmel Cannon Ball, der als Nummer Eins im Connemara-Stutbuch geführt wird.

Heute möchte man in Connemara-Kreisen eigentlich überhaupt nicht mehr so gern an die Einkreuzungen erinnert werden, die vor rund 100 Jahren in die Rasse vorgenommen wurden. Deshalb sieht man auch die Fuchsfarbe, die dem Einsatz von Welsh-Cob-Deckhengsten
zugeschrieben wird, gar nicht gern.

Bei der dritten eingekreuzten Rasse, den Berbern, handelte es sich eigentlich nur um einen einzigen Hengst - den legendären Awfully Jolly. Awfully Jolly war ebenfalls ein Fuchshengst und wurde als dreijähriger direkt von Tunis zunächst nach England importiert.

Hier zeugte der lediglich 142 cm große Hengst viele gute Pony-Nachkommen, bis er 17-jährig als berühmtester Ponyhengst Englands für sehr viel Geld nach Irland verkauft wurde. Überhaupt hat sich die CDB bemüht, nur erprobte Hengste in die Connemara-Zucht einzukreuzen.

Auch in Irland gelang es, mit diesem Berber aufgrund der doch feststellbaren stammesgeschicht-lichen Verwandtschaft der Berber mit den Connemaras eine erfolgreiche Nachzucht zu ziehen.

Die vierte eingekreuzte Pferdegruppe, die Halb- und auch Vollblüter, verdienen lediglich Erwähnung weil aus ihnen in Anpaarung mit Connemara-Stuten gute Sport- und Rennponys sowie elegante Reitpony-Typen hervorgegangen sind. Dem eigentlichen Connemara-Typ waren sie, aufgrund mangelnder Blutsverwandtschaft, eher abträglich.

In der modernen Connemara-Zucht werden heute bewußt Anpaarungen zwischen Connemara und Halb-oder Vollblut vorgenommen, die aber nicht als Connemaras, sondern als Partbred in einem speziellen Stutbuch eingetragen werden. Bewußte Einkreuzung deshalb, um die eigentlichen Connemara-Ponys größen- und typmäßig zu erhalten, aber gleichzeitig den Bedürfnissen erwachsener Reiter nach einem etwas größeren Pferd nachzukommen.

Wie gravierend unter der Federführung der CDB Fremdblut in die Connemaras eingekreuzt wurde, zeigt ein 1902 von Prof. Ewart, einem anerkannten Hippologen, verfaßter Bericht, der den Zustand der ursprünglichen irischen Ponyrasse feststellen sollte. Ewart beschrieb in seinem
sogenannten Ewart-Report, daß beispielsweise in dem Gestüt in Lough Glynn im County Rocommon von 15 Connemara-Stuten lediglich 2 von einem Connemara-Hengst tragend waren. Im darauffolgenden Jahr sollten sogar 10 Stuten einem rassefremden Araber-Hengst zugeführt werden.

Mit seiner ziemlich deutlich geäußerten Kritik an dieser Zuchtpolitik und seiner Wertschätzung der ursprünglichen Connemara-Ponys war Ewart, der die Connemara als ideales Pferdeland ansah und als "ein einziges großes Gestüt" beschrieb, quasi der Vorreiter einer Trendwende in der Connemara-Zucht. Sein geistiger Nachfolger war ein Mann namens Michael O'Malley, der auch der Begründer der späteren CPBS = Connemara Pony Breeders' Society, dem irischen Zuchtverband, werden sollte.

Der Retter
O'Malley, der 1884 geboren wurde, war ein echter Sproß der Connemara und seiner Heimat sowie dem gälischen Kulturgut sehr verbunden. Ihm ist der Fortbestand der Connemara-Ponys zu verdanken. O'Malleys Ziel war die Verbesserung der Lebensbedingungen für die Menschen in der sogenannten Gaeltacht, dem gälischen Gebiet Westirlands. Untrennbar damit verbunden   war auch der Fortbestand der ursprünglichen Ponyrasse. Diese war jedoch zum einen durch die vielen Einkreuzungen und zum anderen auch durch das Fehlen eines eigenen Stutbuches sehr bedroht. Die Connemaras wurden zur damaligen Zeit noch zusammen mit allen anderen Ponyrassen gemeinsam in das Stutbuch der englischen Polo PonySociety eingetragen, was einer Reinzucht natürlich überhaupt nicht förderlich war. Eine erste von O'Malley einberufene Sitzung der Connemara-Züchter fand im November des Jahres 1911 statt und führte zur Gründung des Connemara Pony Committee in Clifden. Gleichzeitig wurde ein Rassestandard für CPBS und Connemaras herausgegeben. Nach diesen Anfangserfolgen ebbten die Bemühungen des neu gegründeten Vereins aber sehr rasch ab, so daß das weitere Bekanntwerden der Connemaras und die spätere Gründung des Zuchtverbandes wieder nur O'Malleys Initiative zu verdanken ist.  Er beschloß, die Ponies seiner Heimat einem größeren Publikum vorzustellen und reiste kurzerhand mit zwei Connemaras zur in London stattfindenden Parade aller Pferderassen in das Londoner Olympia Stadion. Gleich im Anschluß an diese Vorstellung verfaßte er außerdem einen Leserbrief in der Zeitschrift Irish Farming Journal, in dem er nochmals auf die Mißstände der Connemara-Zucht und  den bevorstehenden Niedergang der Rasse aufmerksam machte.

Diese beiden Aktionen zeigten nun endlich die erhoffte  Wirkung und O'Malley fand zunächst 10 Personen, denen der Erhalt der Connemara-Ponyrasse am Herzen lag. Aus diesen ersten Anfängen und den später als kleines Büchlein verfaßten O'Malley-Letters sollte am 12. Dezember 1923 endlich die Gründung eines Connemara-Zuchtverbandes folgen. Die Gründer der CPBS, der Connemara Pony Breeders Society, waren 11 Personen, unter ihnen natürlich auch O'Malley. Der erste Präsident der Gesellschaft war ein Pater - Pater White.

Der Nachdruck der O'Malley-Briefe, die durch den Ersten Weltkrieg fast verschollen waren, ist übrigens der Autorin und engagierten Connemara-Züchterin Pat Lyne zu verdanken, die drei grundlegende Bücher über die Connemaras geschrieben hat.

Gleichzeitig ist sie die Begründerin und Kuratorin des dem Connemara-Pony gewidmeten The Station Museum in Clifden, Co. Galway im Herzen der Connemara. Dieses im August 1998 eröffnete Museum ist jedes Jahr vom 1. Mai bis Ende Oktober geöffnet und informiert den interessierten Besucher über die Geschichte der Connemara-Ponys.

Pat Lyne hat es geschafft, den Connemaras mit diesem Museum ein Denkmal zu setzen und all die Dinge, die sie über Jahre hinweg zu den Ponies gesammelt hat, einem breiten Publikum zugänglich zu machen. Sie selbst steht fragenden Besuchern regelmäßig mit ihrem umfangreichen Wissen gern zur Verfügung. Obwohl sie die Connemara-Ponyzucht aus Altersgründen bis auf eine Stute drastisch reduzieren mußte, hat sie im Museum endlich den
ganzen Tag wieder mit "ihren Ponys" zu tun.

Zurück in das Jahr 1923: Der neu gegründete Zuchtverband sah sich aufgrund der schon fast als katastrophal zu bezeichnenden Lage der Connemara-Zucht gezwungen, sofort mit "eisernem Besen zu kehren". Dies bedeutete in der Praxis, daß zunächst einmal ein vierköpfiges Inspektorenteam zusammengestellt wurde, das das vorhandene Zuchtmaterial sichten und die geeigneten Tiere in das 1926 erstmals erschienene Stutbuch aufnehmen sollte. An dieser Stelle ein kleiner Sprung in die Zukunft: Seit 1963 ist das Connemara-Stutbuch geschlossen und es gibt keine Fremdbluteinkreuzungen mehr.


Das Team damals, das mit der Sichtung der Ponies betraut war, bestand sämtlichst aus Mitgliedern, die nicht aus der Connemara stammten und deshalb keinerlei persönliche Interessen hatten. Nur so konnten die teilweise rigorosen Maßnahmen durchgeführt werden, die nun anstanden. Beispielsweise wurden von 249 vorgestellten Stuten und 35 Hengsten lediglich 60 Stuten und 5 Hengste für das Stutbuch akzeptiert. Der Rest wurde abgelehnt. 

 

Auch die Tatsache, daß die Landbevölkerung die Notwendigkeit einer Zuchtauswahl nicht einsah, da die Ponyzucht ja bereits Jahrhunderte zuvor ohne sie ausgekommen war, erleichterte die Arbeit der Kommission nicht gerade. Aber selbst als immer weniger Pferde auf den Schauen vorgestellt wurden, blieben die Verantwortlichen ihrer Linie, nur gesunde, korrekte und typreine Ponys aufzunehmen, unbeirrt treu.

 

Ein weiteres Problem, dem sich der neu gegründete Zuchtverband stellen mußte, war die Aufzucht geeigneter Junghengste. Den bäuerlichen Züchtern war diese oft zu risikoreich - wer weiß, ob ihr Hengst gekört würde - und damit auch zu teuer. Die CPBS entschloß sich daraufhin im Jahr 1932, selbst Hengstfohlen anzukaufen und gemeinsam auf einer ausbruchsicheren Inselweide großzuziehen.

 

Eine solche Inselweide war beispielsweise Inishgoill, deren Name als Präfix in Hengstnamen, wie Inishgoill Hero u.a. und damit in vielen Connemara-Pedigrees auftaucht. 

 

CPBS und Clifden
Die CPBS hält seit 1924 jährlich eine große Connemara-Show in Irland ab, die seit 1947 in Clifden stattfindet. Der Termin dieser Show ist immer der 3. Donnerstag im August. Clifden erstreckt sich auf zwei Tage, weil einen Tag nach der eigentlichen Show eine große Connemara-Pony-Ver- steigerung stattfindet. Clifden gilt als absoluter Höhepunkt des irischen Zuchtjahres und gibt den irischen Züchtern durch den hohen Bekanntheitsgrad des Ereignisses auch die Gelegenheit, die Connemaras international zu vermarkten.


Als Folge der internationalen Vermarktung der Connemaras haben sich in einigen Ländern Europas teilweise sehr erfolgreiche Connemara-Nachzuchten entwickelt. Die wichtigsten Connemara-Nachzuchtländer sind Belgien, Dänemark, England, Frankreich, Holland, Österreich, Schweiz und natürlich Deutschland. Sogar auf der anderen Seite der Welt, in Neuseeland, gibt es eine Connemara-Zuchtorganisation und auch bis nach Afrika, Amerika oder Polen haben es die irischen Ponies gebracht. 

 

Die ausländischen Nachzuchtgebiete werden vom irischen Mutterland durch die ICCPBS = International Committee Connemara Breeders Societies betreut, wobei diese genau unterscheidet nach sogenannten "approved", also anerkannten Nachzuchtländern und den "affiliated" Ländern, die diesen Status noch nicht besitzen.

Connemaras in Deutschland
Die ersten Connemaras kamen 1962 nach Deutschland. Sie wurden von Jan-Harald Koelichen und Frank Zika importiert. Mit steigendem Wohlstand war es den Deutschen wieder möglich zu reisen. Und von diesen Reisen brachten sie auch verständlicherweise ganz gern ein Andenken mit nach Hause - manchmal eben ein Pferd, das ihnen im Urlaub ganz besonders gefallen hat. Auch die Isländer und andere damals "exotische" Rassen fanden zu der Zeit auf diese Weise den Weg nach Deutschland.
                     
Nach den ersten Connemaras setzte eine wahre Importwelle ein. Die bevorzugten Farben der importierten Tiere waren  vor allem dunkle Farben - braun oder schwarz - getreu dem Galway
Motto: Die Farbe ist egal, nur kein Schimmel. Und diese Farben kannte man ja auch von den deutschen Warmblütern. Was man von der hiesigen Pferdezucht auch kannte und sofort auf die Connemaras übertrug, war der Sortpferdegedanke.
                                                     
Laut Martin Haller wurden "besonders viele Ponys mit deutlichen Leistungspoints und -pedigrees" eingeführt, die oftmals einen hohen Vollblutanteil aufwiesen und eher dem Typ des deutschen Reitponies als dem eines urwüchsigen kleinen yellow pony ähnlich sahen. 

 

In den Bundesländern Hessen und Bayern findet sich prozentual die höchste Anzahl Connemara-Ponys. Die Bestände in den anderen Bundesländern sind relativ gering.
                                           
Der erste Interessenverband für die Connemaras, die Connemara-Pony-IG e.V. wurde 1971 gegründet und existiert somit seit bereits über 40 Jahren (www.connemara-pony-ig.de).

Jedes Connemara-Gestüt kann sich einen Gestütsnamen zulegen, der dann als Prefix dem Namen des Pferdes vorangestellt wird. Stutfohlen erhalten dann nach dem Prefix den Anfangsbuchstaben ihrer Mutter und Hengstfohlen den ihres Vaters.

Die Registrierung der Gestütsprefixe erfolgt für alle Pferde- und Ponyrassen in England beim Central Prefix Register.

 

Aussehen
Die meisten Menschen kennen die Connemara-Ponys als Schimmel. Tatsächlich sind auch weit mehr als 50 % der Gesamtpopulation mittlerweile Schimmel und zwar in allen Varianten. Die Connemara-Züchter kennen Schimmel als Fuchsschimmel, Braunschimmel, Rappschimmel oder Falbschimmel. Daß die Schimmelfarbe bei den Connemaras die Vorherrschaft hatte, war nicht immer so, denn die Ursprungsfarbe der Connemara-Ponys war der Falbe - eben das yellow old pony.

Diese Falbfarbe war ein Erbe der schon seit Urzeiten eingekreuzten spanischen Pferde, die in historischen Zeiten vorwiegend Falben waren. Die Sorraia-Pferde weisen diese Farbe, auch oft als Wildfarbe bezeichnet, heute noch auf. 


Daß das "yellow old pony" heute zum überwiegenden Teil zum "white pony" geworden ist, haben die Connemaras dem Aberglauben der Iren zu verdanken. Aus einer Anpaarung Falbe x Falbe oder auch Falbe x falbgeborener Schimmel kann nämlich der von den irischen Züchtern so gefürchtete BEC entstehen, weil diese Farben das sogenannte "Dilute-Gen", das man mit einem Farbverdünner vergleichen kann, führen.


Ein BEC = blue eyed cream ist ein sehr helles, da farbverdünntes, isabellfarbenes Pferd mit blauen Augen. Die BEC's kommen in zwei Varianten vor - einmal als sogenannte Cremellos mit mehr weißlichem Fell und als Perlinos, bei denen das Fell eher gelblich ist. Die blauen "Edelstein"-Augen haben beide Varianten. Einem solchen, zugegeben auffälligen BEC, sprach man in Irland Zauberkräfte zu und so wurden BEC-Fohlen noch bis in unsere Zeit hinein direkt nach ihrer Geburt getötet.


Um ihre grausame Praxis zu rechtfertigen, behaupteten die Züchter, daß solche Pferde schwach, krank, sonnenbrandempfindlich und wer weiß was noch alles wären. Am liebsten würden sie sie gar nicht zur Kenntnis nehmen. Daß BEC's in anderen Kulturen teilweise hochgeschätzt waren, beweisen die Weißgeborenen des dänischen Königs, eng verwandt mit den Knabstruppern oder die Praxis, daß in vergangenen Zeiten einige Fürsten sogar so weit gingen, ihren Pferden künstliche blaue Augen aus Edelsteinen einzusetzen.

BEC's sollten also nach Meinung der irischen Züchter gar nicht erst vorkommen und so vermied man die Paarungen, bei denen auch nur die geringste Chance auf einen BEC bestand. Was übrig blieb, waren Anpaarungen zwischen Schimmeln und den sogenannten harten Farben, wie braun
und schwarz. Da das Gen für die Schimmelfarbe dominant ist, kamen natürlich immer wieder Schimmel heraus. So erklärt es sich, daß die Connemaras heute überwiegend Schimmel sind.

Auch in das Stutbuch wurden die BEC's nicht mehr aufgenommen, da die Züchter auf keinen Fall BEC's züchten wollten. Deshalb wurden Stuten, die von Fall zu Fall BEC-Fohlen bekamen, bevorzugt zum Verkauf angeboten. Dies führte natürlich zum Ausverkauf vor allem der Falben und so stellte man in jüngster Zeit fest, daß von dem falbfarbenen Ursprungs-Connemara, dem yellow old pony, bald nicht mehr viel übrig bleiben würde.

Deshalb hat sich der irische Zuchtverband seit neuestem dazu entschlossen, wenigstens die andersfarbige Nachzucht eines BEC in das Stutbuch einzutragen. Denn wenn ein BEC mit einem reinerbig dunklen Partner verpaart wird, entsteht ganz sicher ein Falbe und kein BEC. Das yellow
old pony scheint somit gerettet.

Nette Menschen nennen die BEC's übrigens liebevoll "Feenpferde", denn eine besondere Ausstrahlung haben sie ja nun wirklich.

Nach den Schimmeln sind die häufigsten Farben bei den Connemaras die Falben, sowie Braune, Rappen und - eher selten - Füchse oder Palominos. Connemaras gibt es also in allen Farben - außer Schecken.

Von der Größe her bemühen sich die Connemaras sehr, im Ponymaß von unter 148 cm zu bleiben, was ihnen nicht immer gelingt. So heißt es im Rassestandard, daß Connemaras von 135 bis 148 cm Stockmaß haben dürfen, wobei Übergrößen bei mehr als dreijährigen Ponies toleriert werden.

Noch bis vor einigen Jahrzehnten lag die Durchschnittsgröße der eingetragenen Connemara-Stuten bei 135 cm. Heute liegt sie bereits bei 142 cm. Wenn das so weitergeht, ist das Connemara-Pony bald nicht mehr das größte der Ponyrassen, sondern eher ein Kleinpferd.

Der Kopf des Connemara ist mittellang mit gerader bzw. konvexer, also leicht ramsnasiger Linie. Der Widerrist sollte gut ausgeprägt sein mit einer guten Sattellage. Die Kruppe ist abfallend mit einem tief angesetzten Schweif.

Bei den Connemaras gibt es trotz des Rassestandards verschiedene Rassetypen. Der Connemara-Buchautor Martin Haller unterscheidet drei unterschiedliche Connemara-Typen: den Idealtyp, den Ponytyp und den Bluttyp.

Der Idealtyp Connemara ist ein dem Rassestandard voll entsprechendes Pony, das ein genügend kräftiges Fundament hat, um auch einen erwachsenen Reiter problemlos zu tragen. Neben seinen Leistungseigenschaften hat es sich die ponytypische Pflegeleichtigkeit und Robustheit bewahrt.

Der Ponytyp kommt heute nicht mehr sehr häufig vor. Es handelt sich dabei um ein kleineres Connemara mit wenig Rahmen und den ponytypischen kurzen Gängen. Es ist aber durchaus möglich, auf der Grundlage des Ponytyp-Connemara, das in seiner Heimat als "old fashioned pony" bezeichnet wird, mit einer entsprechenden Anpaarung Nachkommen zu züchten, die dem Idealtyp sehr nahekommen.

Der Bluttyp ist ein flottes, elegantes Leistungs-Connemara-Pony, das seinen Vollblut- oder Arabereinschlag nicht leugnen kann. Bemängelt wird an ihm, das es zum einen das typische Aussehen des Connemaras verloren hat und zum anderen auch teilweise charakterliche Mängel aufweist.





Letzte Aktualisierung:

16.04.2024

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